Erlanger Nachbarschaft

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Eine Nachbarschaft im Wandel der Zeiten stellt sich vor

Die Nachbarschaft Erlangen zählt zu den ältesten Nachbarschaften der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Sie wurde nach Kriegsende 1946 in Erlangen von Schreinermeister Wagner (1945 aus Nordsiebenbürgen evakuiert) als erstem Vorsitzenden gegründet . In der heutigen Form wurde sie aber 1978 neugegründet. Daher gilt dieses Datum heute als ihr eigentliches Gründungsjahr.
Zunächst in unterschiedlichen Quartieren, hatte die Nachbarschaft ab 1981 bis März 2017 über 36 Jahre in dem von der Stadt Erlangen zur Verfügung gestellten „Angertreff“ in der Fließbachstraße 23 ihr festes Quartier.
Von 1978 bis 2010 bestand der Vorstand aus Peter Hedwig und Paula Röder. 2010 standen die beiden aus Altersgründen nicht mehr zu einer weiteren Wahl zur Verfügung. Zu Nachfolgern im Vorstand der Nachbarschaft wurden Johann Imrich (Sprecher, Medien) und bis zu ihrem Tod im Januar 2013 seine Ehefrau Ingrid Imrich, (Org./ Finanzen) gewählt. Nach ihrem Tod übernahm Gerda Chisiu diese Funktion und führt sie bis heute weiter. Parallel zu seinen Aufgaben als Sprecher der Nachbarschaft, übernahm Johann Imrich von 2012 bis 2016 auch das Amt des Kassenwartes des „Fördervereins ERBA-Villa & Angertreff e.V.“ und trug mit seinem bescheidenen Beitrag, neben den Großspendern wie Sparkasse und Stadt Erlangen, dazu bei, dass die Sanierungskosten im 6-stelligen Bereich gestemmt werden konnten. So wurde die VILLA am 26.03.2017 unter OB Dr. Florian Janik feierlich eingeweiht und konnte den 41 Gruppierungen des Erlanger sozial-kulturellen Lebens übergeben werden. Seither hat auch die Nachbarschaft der Siebenbürger Sachsen Erlangen eine neue Adresse:

Äußere Brucker Straße 49 in 91052 Erlangen, wo ihre regelmäßigen Treffen wie folgt stattfinden:

  • An jedem 1. Montag im Monat: Seniorenkaffee, Geburtstagsfeiern, Vorlesungen und Singen
  • An jedem 1. Freitag im Monat: Buchvorstellungen, Reiseplanungen, aktuelle Gesetzeslagen

 

Geschichtlicher Rückblick auf die Bedeutung der Nachbarschaften bei der Besiedlung Siebenbürgens

Als der ungarische König Geisa I. die „Saxones“ im 12. Jahrhundert in sein Land Transylvanien rief, um es zu besiedeln und zu urbanisieren, brachten die ersten Siedler aus dem Rhein-Mosel- Gebiet im Jahr 1141 die heute noch gültige Nachbarschaftsform der Siebenbürger Sachsen als „Gepäck“ in ihr neues Siedlungsgebiet mit. Im sogenannten „Goldenen Freibrief“ stattete sie der König mit umfangreichen Privilegien aus: Grund durften sie sich so viel aneignen, „als sie in der Lage waren, zu bearbeiten“. So galten die Siedler von Anfang an als freie Bürger, die „niemandem, außer dem König selbst untertan seien“. Nach dem Tod Geza’s I. erneuerte sein Sohn Andreas im so genannten „Andreaneum“ diese Privilegien noch einmal und schuf so eine moderne Rechtsstaatlichkeit und Verwaltungsautonomie auf dem Königsboden.

Über 850 Jahre galten die Nachbarschaften im Siedlungsgebiet als wichtigste Gemeinschaft im sozial-kulturellen Bereich, die gleich nach der Familie angesiedelt waren. Sie waren von Anfang an Garant gegenseitiger Hilfe und Schutz gegen Überfälle fremder Horden auf ihre Siedlungen, sorgten aber auch für eine zügige Entwicklung Siebenbürgens mit einem erfolgreichen Schulsystem und einer effektiven Verwaltungsstruktur.

All diese Strukturen sorgten dafür, dass nicht nur die Rechte der Siedler garantiert blieben, sondern auch dafür, dass rund 80 Jahre nach den ersten Siedlern im Jahr 1141 bereits alle 250 heute noch existierenden sächsischen Ortschaften des Siedlungsgebietes angelegt und in Chroniken festgehalten waren.

1691 endete die Verwaltungsautonomie der Siebenbürger Sachsen, nachdem ihr Siedlungsgebiet zu einer Provinz der Habsburger Monarchie wurde. Die Privilegien der Siebenbürger Sachsen wurden durch Kaiser Josef II weitestgehend abgeschafft und durch die Einführung des „Martins-Zinses“ zu hohen Steuern verpflichtet, der 8 Jahrzehnte rückwirkend erhoben wurde.

Die Nachbarschaften und die Schulen der Siebenbürger Sachsen aber blieben weiterhin als wesentliche Stütze der Identität bestehen. Erst die Diktatur, Zwangsdeportation, Enteignung und Entrechtung schafften es, dass sich 300.000 Siebenbürger Sachsen auf Grund fehlender Zukunftsperspektiven nach 850 Jahren zum Exodus entschieden. 25.000 von ihnen ließen sich im Kreis Nürnberg nieder, und gründeten hier aktive Nachbarschaften. Zurück ließen sie ihre zahlreichen Kulturgüter, Siedlungen und Vermögen von erheblichem Wert. Beim Besuch ihrer ehemaligen Heimat sind sie Fremde, die Fremde in ihrem früheren Siedlungsgebiet antreffen.

 

Text und Bilder: Johann Imrich, Sprecher der Nachbarschaft

 

Ansprechpartner:

Johann Imrich (Sprecher/Medien)
Schleienweg 9
91056 Erlangen
Tel. 09131-48647
0172-9147639
Gerda Chisiu (Organisation/Finanzen)
Am Anger 20
91052 Erlangen
Tel. 09131-304598